Kurzzusammenfassung
In Folge 16 des Kriya Yoga Podcasts vergleicht Bernd die „Fortgeschrittenen Yoga Übungen“ (FYÜ) von Yogani mit dem traditionellen Kriya Yoga. Dabei geht es um Gemeinsamkeiten wie die Wirbelsäulenatmung, aber auch um wesentliche Unterschiede in der Meditationstechnik, dem Lehrer-Schüler-Verhältnis, der Integration spiritueller Führung und der Handhabung von fortgeschrittenen Techniken. Am Ende erwartet dich die erste musikalische Version seines spirituellen Gedichts „Ich bin ein Mönch“. Eine tiefe und persönliche Reflexion über zwei Wege zur inneren Quelle.
Strukturiertes Transskript
Fortgeschrittene Yoga Übungen (AYP) vs. Kriya Yoga: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Einleitung
Als langjähriger Praktizierender des Kriya Yoga bin ich 2008 erstmals auf die Fortgeschrittenen Yoga Übungen (FYÜ) von Yogani gestoßen, im Englischen bekannt als Advanced Yoga Practices (AYP). Die Ähnlichkeiten zum Kriya Yoga waren sofort erkennbar, weshalb ich seit 2010 diese wertvollen Lektionen ins Deutsche übersetze.
Die „Leichten Lektionen für ein ekstatisches Leben, eng. Easy Lessons for an Ecstatic Living“ umfassen mittlerweile zwischen 400 und 500 Lektionen und bieten einen umfassenden Einblick in moderne Yoga-Praxis. Heute möchte ich die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen beiden spirituellen Systemen beleuchten.
Die wichtigsten Unterschiede
Meditation: Mantra vs. Atembeobachtung
Kriya Yoga Ansatz:
- Standard-Meditationsmethode: Hong-Sau (Atembeobachtung)
- Diese Technik dient als Rückfallmethode zwischen anderen Übungen
- Enge Verbindung zwischen Atem und Bewusstsein
Yoganis Ansatz:
- Primäre Technik: Tiefe Meditation (I AM/AYÄM Mantra)
- Atembeobachtung nur als Alternative bei mangelnden Ergebnissen
- Mantra-Meditation wird als wirkungsvoller eingestuft
Zeitstruktur und Übungsdauer
Kriya Yoga (SRF-Tradition):
- Flexible Meditationszeiten ohne strikte Begrenzung
- Inspiration durch Yoganandas 4-stündige Meditationen mit Schülern
- Fokus auf eine ausgiebige tägliche Praxis
Fortgeschrittene Yoga Übungen:
- Klare Zeitbegrenzung: 45-60 Minuten täglich
- Strukturierter Ablauf:
- Wirbelsäulenatmung: 10 Minuten
- Tiefe Meditation: 20 Minuten
- Samyama: 10 Minuten
- Ruhephase: 5 Minuten
- Empfehlung: Lieber zwei kurze als eine lange Sitzung
Umfang der Lehrinhalte
Kriya Yoga:
- Konzentration auf wenige, aber sehr effektive Grundtechniken
- Kompakte Ausbildung (oft an einem Wochenende)
- Lebenslange Praxis mit denselben Techniken
Fortgeschrittene Yoga Übungen:
- Umfassender Ansatz mit fast 500 Lektionen
- Breites Spektrum verschiedener Techniken
- Tiefgreifender Einblick in alle Yoga-Bereiche
Die zentralen Gemeinsamkeiten
Wirbelsäulenatmung als Herzstück
Beide Systeme verwenden die Wirbelsäulenatmung als zentrale Technik:
- Ein- und Ausatmen durch die Wirbelsäule
- Unterstützende Elemente:
- Vollständige Yoga-Atmung (Ujjayi)
- Fixierung auf das dritte Auge
- Bewusstsein für Temperaturunterschiede der Atemluft
Gemeinsame fortgeschrittene Techniken
Viele höhere Kriya Yoga Techniken finden sich auch bei Yogani:
- Jyoti Mudra/Yoni Mudra (Lektion 91 bei Yogani)
- Mahamudra (vereinfacht bei Yogani dargestellt)
- Wirbelsäulen Bastrika und Kinnpumpe als energetisierende Praktiken
Philosophische Unterschiede: Guru-Konzept
Kriya Yoga Tradition
- Guru-Linie von Babaji über Lahiri Mahasaya zu Yogananda
- Persönliche Einweihung durch qualifizierte Lehrer
- Verteilung der spirituellen Arbeit:
- 50% Gottes Gnade
- 25% Guru-Unterstützung
- 25% eigene Anstrengung
Yoganis Ansatz
- „Der Guru ist in dir!“ – Betonung der Selbstverantwortung
- Anonymität des Lehrers Yogani
- 100% Fokus auf das höhere Selbst
- Geeignet für Menschen, die Schwierigkeiten mit Guru-Konzepten haben
Das Konzept der Selbstabstimmung
Ein besonders wertvoller Aspekt von Yoganis Lehre ist die Selbstabstimmung (Self-Pacing):
Grundprinzipien:
- Kontinuierliche Selbstbeobachtung bei neuen Techniken
- Immer nur eine neue Technik gleichzeitig einführen
- Berücksichtigung verzögerter Wirkungen
- Präzise Zuordnung von Ursache und Wirkung
Praktische Anwendung:
- Vorsichtige Integration neuer Elemente
- Entwicklung von Sensibilität für energetische Veränderungen
- Aufbau von Flexibilität im Umgang mit spirituellen Praktiken
Zielgruppen und Anwendung
Kriya Yoga eignet sich für:
- Menschen, die eine traditionelle spirituelle Linie schätzen
- Praktizierende, die Guru-Führung akzeptieren
- Suchende mit Affinität zu devotionalen Aspekten
Fortgeschrittene Yoga Übungen eignen sich für:
- Rational orientierte Menschen
- Atheisten oder Agnostiker
- Praktizierende, die vollständige Selbstverantwortung bevorzugen
- Menschen, die umfassendes Yoga-Wissen suchen
Praktische Empfehlungen
Für etablierte Kriya Yogis:
- Grundpraxis beibehalten
- Vorsichtige Ergänzung durch AYP-Techniken möglich
- Nutzung des Selbstabstimmungs-Prinzips
Für Einsteiger:
- Beide Systeme führen zum gleichen Ziel
- Wahl abhängig von persönlicher Präferenz
- Möglichkeit des späteren Wechsels oder der Ergänzung
Fazit
Sowohl Kriya Yoga als auch die Fortgeschrittenen Yoga Übungen sind hochwirksame spirituelle Systeme, die zur Selbstverwirklichung führen können. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in:
- Der methodischen Herangehensweise
- Der philosophischen Ausrichtung
- Der Strukturierung der Praxis
- Der Rolle von Führung und Tradition
Die Essenz ist identisch: Beide Wege führen zur Einheit mit dem höheren Selbst und zur spirituellen Befreiung. Die Wahl zwischen ihnen sollte auf persönlichen Präferenzen, dem individuellen Temperament und den eigenen spirituellen Bedürfnissen basieren.
Mit ausreichender spiritueller Reife ist auch eine Integration beider Ansätze möglich, wodurch sich ein noch tieferes Verständnis der universellen Yoga-Prinzipien entwickeln kann.
Haben Sie Erfahrungen mit einem oder beiden Systemen gemacht? Teilen Sie gerne Ihre Gedanken in den Kommentaren mit.
Gering überarbeitetes Transskript
Hallo liebe Freunde des Kriya Yoga! Heute zu dem Thema die Fortgeschrittenen Yoga Übungen (FYÜ) von Yogani und Kriya Yoga. Was sind Gemeinsamkeiten und was sind die Unterschiede?
Ich habe in anderen Sendungen bzw. Videos erwähnt, dass ich schon lange auf dem Kriya Yoga Pfad war und dann 2008 das erste Mal auf die Fortgeschrittenen Yoga Übungen von Yogani gestoßen bin.
Mir ist damals schon aufgefallen, dass eine ziemliche Ähnlichkeit zum Kriya Yoga besteht, und ich habe die Fortgeschrittenen Yoga Übungen (FYÜ, engl. Advanced Yoga Practices, AYP) seit 2010 ins Deutsche übersetzt; diese Lektionen „Easy Lessons for an Ecstatic Living“, „Leichte Lektionen für ein Ekstatisches Leben“, wie sie Yogani nannte. Es gibt inzwischen zwischen 400 und 500 Lektionen. Ich weiß es auch nicht genau, weil einige Lektionsnummern sind nicht besetzt.
Diese Lektionen und die dazugehörigen Bücher habe ich auch deswegen übersetzt, weil ich als langjähriger Kriya Yogi auch den Drang spürte, überzeugt von diesen Techniken, diese weiterzugeben.
Das war eine indirekte Methode, ein bisschen lehrend aufzutreten, indem ich das übersetzte und auf die Webseite stellte und so die Leute sich informieren konnten und immer noch können.
Heute will ich darauf eingehen, was genau die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede sind, die mir aufgefallen sind zwischen Yoganis Yogasystem und dem Kriya Yoga.
Also ein großer Unterschied, ist diese Tiefe Meditation bei Yogani. Die habe ich so im Kriya Yoga nicht kennen gelernt.
Beim Kriya Yoga ist die Standardmethode, also die Rückfallmethode, die man immer anwendet, wenn man keine Technik gerade nutzt, die Hong-Sau-Methode, also eine Atembeobachtungsmethode.
Yogani hat auch eine Atembeobachtungsmethode im Programm. Er empfiehlt aber, diese nur anzuwenden, falls man mit dieser Tiefen Meditation, die eine Mantra Meditation ist, nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt.
Und er sagt, dass die Mantra Meditation die wirkungsvollere sei und die Atembeobachtungsmethode wie zum Beispiel Hong-Sau aus dem Kriya Yoga, bei Yogananda zum Beispiel, diese wäre eine minderwirksame Methode, was ich so nicht unterschreiben würde.
Aber möglicherweise ist das auch nur Gewohnheitssache. Andererseits kann ich als Begründung anführen, dass der Atem sehr eng mit dem Bewusstsein, mit dem Denken, mit der Mentalität in Verbindung steht und dass auch der Atem ein Weg ist, da tief ins Bewusstsein einzugreifen.
Andererseits wenn man die Mantra Meditation mit dem I AM (=AYÄM) weiterführt, tiefer hineingeht und dann das I AM (=AYÄM) sublimiert, so dass das I AM (=AYÄM) zum OOMM wird und man eins wird mit diesem OM, das man hört, dann ist es etwas, was die beiden Methoden wieder zusammenführt, weil sie zum selben Ergebnis führen.
Denn auch mit der Hong-Sau Methode, wenn man ganz tief reinkommt, dann wird man auch den OM-Klang wahrnehmen und das Lauschen dem OM-Klang, also man hört den OM-Klang und man lauscht diesem OM-Klang, und man kommt dann über das Lauschen tiefer rein, das ist dann auch eine Methode, in die man über Hong-Sau hineinkommt.
Aber das ist dann wieder intuitiv, das kann man kaum anleiten, da muss man erst mal den OM-Klang hören und so stark hören, dass man dem folgen kann.
Also so kann man die auch wieder verbinden. Aber oberflächlich sind auf jeden Fall die großen Unterschiede diese I AM Meditation, eine Mantra Meditation, bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen und Hong-Sau, beim Kriya Yoga.
Andere Unterschiede sind die Begrenzung der Zeit, die Yogananda eigentlich nicht vorgibt. Und Yogani rät, dass man nicht länger als 30–40 Minuten diese sitzenden Übungen machen sollte: die Wirbelsäulenatmung 10 Minuten, die tiefe Meditation 20 Minuten, dann Samyama auch 10 Minuten und dann Ruhe-Phase 5 Minuten.
Beim Kriya Yoga ist es einmal anders aufgebaut und auch von der Länge her. Beim Kriya Yoga, wie ich ihn gelernt habe – muss man auch wieder sagen, es gibt ja auch sehr viele Kriya Yoga Schulen und Richtungen – möglicherweise gibt es da welche, die dem Aufbau der Fortgeschrittenen Yoga Übungen wieder ähnlicher sind.
Aber der Hauptverbreiter des Kriya Yoga ist Yogananda mit seiner SRF und da beginnt man mit Hong Sau und schwingt den Körper darauf ein und hebt das Bewusstsein.
Dann kommt als vorbereitende Technik noch die OM Meditation.
Danach kommt die Wirbelsäulenatmung oder beim Kriya Yoga eigentlich Kriya Atmung genannt, was aber auch eine Wirbelsäulenatmung sein kann. Muss nicht, denn es gibt so viele Kriya Yoga Schulen …
Ich beziehe mich jetzt auf die Vorgehensweise der SRF, wo die Kriya Atmung eine Wirbelsäulenatmung ist, wo man also durch die Wirbelsäule atmet. Die kommt bei der SRF erst im Laufe der Meditation und nicht gleich am Anfang wie bei Yogani.
Und bei der SRF ist es auch flexibler. Man ist nicht begrenzt auf 45 Minuten oder eine Stunde.
Sondern das war zum Beispiel für mich ein Ansporn, dass ich in der „Autobiografie eines Yogi“ gelesen habe, dass Yogananda mit seinem Schüler James Lynn (Rajarsi Janakananda), dieser reiche Amerikaner – mit dem saß er teilweise 4 Stunden und dann kamen sie in Samadhi.
Dann war das meine Idee: Wenn ich jetzt lange genug meditiere, 4 Stunden zum Beispiel, dann werde ich möglicherweise auch in den Samadhi kommen.
Deswegen war mein Ziel schon bald, nachdem ich die „Autobiografie eines Yogi“ gelesen habe, möglichst lange zu meditieren und meine Meditationszeit zu steigern.
Es war leider nicht so, wie ich das erhofft habe, dass dann automatisch mit einer langen Meditationszeit auch diese transzendente Erfahrung des Samadhi erfolgt.
Solch einen Automatismus gibt es nicht. Aber es ist natürlich wie bei dem Gleichnis mit dem Weinberg und dem Graben nach dem verborgenen Schatz darin.
Wenn man den Weinberg beackert mit genügend Fleiß und Ausdauer, dann gibt es da auch Früchte daraus.
Also das lange Meditieren hat mir, würde ich sagen, definitiv nicht geschadet, sondern hat mich tiefer reingebracht.
Deswegen kann ich das auch nicht nachvollziehen, was Yogani sagt, dass man statt einer langen Meditation lieber zwei kurze Durchläufe mit den Techniken machen soll.
Also beim Kriya Yoga ist die Vorgabe – wieder mit der Einschränkung, dass ich natürlich nicht das ganze Kriya Yoga Feld kenne oder damit abdecke – aber von der SRF: lieber eine lange Meditation, statt zwei kurze.
Und meine eigene Erfahrung ist sogar: lieber einmal nur die Techniken und gut vorbereitet am Tag, als zweimal und dann ohne gute Vorbereitung diese schnell durchgeführt.
Weitere Unterschiede sind, dass der Kriya Yoga sich auf wenige Techniken stützt. Er ist also nicht ausufernd in den Angeboten. Es sind einige Grundtechniken, die man lernt und die man beherrschen soll, und wenn man die ausführt, dann hat man eigentlich das meiste – ein Päckchen, das sehr effektiv ist und mit dem man mit wenig Zeitaufwand sehr viel erreicht.
Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen – das will ein umfassend sein. Da wird alles angesprochen mit den fast 500 Lektionen. Wenn man die Tantra Lektionen hinzurechnet, wird so ein breites Spektrum abgedeckt, auch an Techniken, dass man einen tiefen Einblick in die ganze Materie bekommt.
Wenn man jetzt Kriya Yoga, wie ich das erfahren habe bei Yogani, bei Shibendu Lahiri oder bei Yogananda oder auch bei Hariharananda lernt, dann kann man in einem Wochenende – in einem Wochenende wird dann das angeboten, was man ein ganzes Leben lang praktizieren kann.
Damit hat man nur einen beschränkten Blick auf das ganze Angebot des Yoga.
Deswegen auch meine Empfehlung: Wenn man mal richtig drin ist im Kriya Yoga und Bedürfnis hat nach mehr, dann übe man seine Techniken, die man gelernt hat, weiter, aber schaue sich auch gerne noch weiter um auf dem Yoga Feld.
Also sowohl bei den Asanas, bei den Pranayamas, bei den Meditationsherangehensweisen kann man ruhig noch ein bisschen sich umsehen und nach Gusto dann etwas hereinnehmen in seinen Kriya Yoga.
In seinen Kriya Yoga, wenn man da ein festes Standbein hat, eine feste Routine, dann kann man auch da einzelne Bestandteile hereinnehmen.
Das wird teilweise – also bei der SRF wurde es nicht so gerne gesehen. Aber wenn man da experimentierfreudig ist, ist meiner Ansicht nach nichts dagegen zu sagen, wenn man auch Sachen mit hereinnimmt.
So viel Fertigkeit und so viel Flexibilität im Umgang mit sich selbst, mit seiner Energie, mit seinen Techniken sollte man bei täglicher Praxis automatisch dann mit der Zeit entwickeln.
Es liegt natürlich in jedes Praktizierenden Selbstverantwortung, das zu tun.
Aber wenn man da mit genügend Vorsicht und Behutsamkeit damit umgeht, dann kann da nichts groß passieren und man damit noch etwas für sich herausholen.
Da fällt mir jetzt gleich anschließend zu diesem Punkt ein: Wenn man experimentiert mit Techniken, dann ist das Konzept der Selbstabstimmung, das Yogani sehr stark ausbreitet, etwas sehr Hilfreiches.
Das muss, glaube ich, jeder Meditierende, jeder spirituell Suchende und spirituell Wachsende in seiner Laufbahn lernen.
Den Namen Selbstabstimmung: Im Englischen heißt es „Self-Pacing“. Ich habe dafür die Übersetzung Selbstabstimmung gewählt. Ich habe einige Wörter geschaffen, die Yogani im Englischen verwendet hat, wo ich keine deutsche Entsprechung kannte und dann eben eine, nach meiner Ansicht nach passende wählte. Also ich habe dann selbst eine gewählt oder kreiert, und eine davon ist eben die „Selbabstimmung“.
Damit ist gemeint, dass man eben immer wieder sich selbst beobachtet und bei Hinzunahme einer Technik auf die Wirkung schaut und mitbedenkt, dass die Wirkungen von Yoga Techniken auch etwas mit zeitlichem Abstand oder Verzögerung auftreten können.
Und dass es deswegen sehr gut ist, immer nur eine einzige zusätzliche Technik hinzuzunehmen oder neu hinzuzunehmen, neu zu lernen, um auch die damit auftretenden Wirkungen dieser einzelnen Technik diesen zurechnen zu können.
Denn wenn man jetzt mehrere Techniken gleichzeitig aufnimmt, dann weiß man nicht, was von welcher Technik kommt, wenn jetzt irgendwelche besonderen Erscheinungen auftreten. Dann ist es schwieriger – unmöglich eigentlich – genau zuzuordnen.
Wenn man nur eine zusätzliche Technik hat und dann spürt man, dass sich da etwas verändert oder gravierend verändert, dann kann man davon ausgehen, dass es auf diese eine Technik zurückzuführen ist oder auf die Ausführung dieser einen Technik.
Und dann kann man da also zielführender darauf reagieren.
Ich habe jetzt einige Unterschiede genannt, die vielleicht auch die wichtigsten sind. Man kann sicher noch tiefer ins Einzelne gehen.
Aber die große Gemeinsamkeit von Kriya Yoga und Yoganis Fortgeschrittenen Yoga Übungen, das ist auf jeden Fall diese Wirbelsäulenatmung. Dass man durch die Wirbelsäule einatmet und durch die Wirbelsäule ausatmet, dann noch ein paar unterstützende Aspekte mit hinzunimmt:
Also die tiefere Atmung, die vollständige Yoga Atmung, das Ujjayi, das man hinzunehmen kann, dann die Fixierung auf das dritte Auge, und dann war noch ein Punkt, vierter Punkt, die Wärme und Kälte der Atemluft. Das sind sehr ähnliche Aspekte, die natürlich auch ein bisschen anders gelehrt bzw. gelernt werden.
Aber das ist, dass dieses Pranayama, diese Pranayama Art im Mittelpunkt steht, das ist bei beiden, also Kriya Yoga und Fortgeschrittenen Yoga Übungen, parallel gleich oder sehr ähnlich.
Dann eben diese wichtigen Techniken vom Kriya Yoga, die tauchen eigentlich bei Yogani alle auf, auch das Jyoti Mudra oder das Yoni Mudra der Kriya Einweihung. Das gibt es bei Yogani in der 91. Lektion.
Dann das Mahamudra taucht auch bei Yogani auf, ein bisschen vereinfacht bei Yogani, beim Kriya Yoga etwas ausgefeilter.
Die OM-Meditation – ja, die OM-Meditation – das ist etwas, was nur beim Kriya Yoga auftaucht und nicht bei Yogani.
Wobei: Ich habe schon in einem anderen Video gesagt, dass ich sehr viel von dieser OM-Meditation halte und ich halte auch sehr viel davon, wie das bei der SRF unterrichtet wird: dass man sich zuerst einmal auf diese vorbereitenden Techniken, die Energetisierungsübungen, dann Hong-Sau und die OM-Meditation konzentriert über einen längeren Zeitraum.
Früher war das ein ganzes Jahr, jetzt ist es ein bisschen verkürzt worden, um da mal seine gesamte Aufmerksamkeit darauf geben zu können und die auch gut ausreizen zu können, diese Techniken.
Die Gemeinsamkeit ist aber weiterhin, dass bei Yogani eben auch höhere Techniken des Kriya Yoga im Programm vorzufinden sind.
Beim Kriya Yoga wird das dann höhere Einweihungsstufen genannt. Das sind höhere Formen der Anwendung der Kriya Atmung oder Wirbelsäulenatmung – und bei Yogani sind das einfach höhere Techniken, die in höheren Lektionen vorkommen: Wirbelsäulen Bastrika oder die Kinnpumpe, das sind definitiv sehr effektive, sehr energieziehende Techniken (energieziehend aus dem Universum, d.h. man hat danach sehr viel mehr Energie).
Die werden in einer Kriya Yoga-Einweihung oder in einem Kriya Yoga Rahmen dann eher in einer höheren Initiationsstufe vom Lehrer unmittelbar unterrichtet und praktiziert.
Wobei ich aber sagen muss (ich komme jetzt wieder zu Unterschieden), bei Yogani gibt es eben dieses: „Der Guru ist in Dir!“
Kriya Yoga ist eine Yoga-Form, eine Meditationsform, die einen Ursprung hat – Babaji, diese mystische Gestalt. In manchen Lehren spielt dieser Babaji eine größere Rolle, in manchen weniger.
Also definitiv gibt es den ersten greifbaren Lehrer, Kriya Yoga Lehrer oder Guru – den Lahiri Mahasaya –, der auch geschichtlich historisch verifiziert ist, und dann die Guru-Linie, auf die man sich beruft und die man auch anrufen kann und von denen man auch profitieren kann.
Das gibt es bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen eben auch nicht. Also bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen gibt es diesen Abschluss jeder Lektion: „Der Guru ist in dir!“, und so wird es auch gehandhabt.
Dieser Yogani ist eine anonyme Gestalt, der auch nicht in der Öffentlichkeit auftritt. Und beim Kriya Yoga gibt es eben diese Gurus, diese Guru-Linie und diese Gestalten, die auftreten und die auch persönlich in den Kriya Yoga einweihen.
Yogani ist eine anonyme Person, wo man nicht mal weiß, wo er genau wohnt. Man weiß nicht viel über seine Biografie, seine Lebensverhältnisse, seinen spirituellen Hintergrund – also nur ganz rudimentär hat er da etwas von sich gegeben.
Bei Yogani steht halt im Mittelpunkt, dass man alles aus sich selber herausholen kann – was auch ein guter Ansatz ist, vor allen Dingen für die Leute, die mit einem Guru, mit einem Gott oder mit dieser Transzendenz nichts anfangen können.
Also die Fortgeschrittenen Yoga Übungen sind etwas für Leute, die ohne Anbindung an etwas Höheres – auch für Atheisten – die eben nur diese Techniken anwenden wollen … Man kann auch sagen: Das sind keine spirituellen Techniken, das sind halt Meditationstechniken, autogenes Training kann man das auch nennen. Aber man nutzt die eben, um irgendwelche Vorteile herauszuholen bei Yogani – also gesundheitliche, emotionale, mentale Vorteile – die ja viele bestätigen.
Beim Kriya Yoga wird halt immer noch der Aspekt eines Gottes oder einer transzendenten Wirklichkeit mit hereingenommen. Und es wird auch der Guru-Linie oder dem Guru, dem Vorbild, an dem man sich orientiert und von dem man das gelernt hat, eine Kraft und eine Bedeutung beim Weiterkommen zugesprochen.
Also bei Yogani heißt es: „Der Guru ist in Dir“, der macht also alles 100 % – und das ist dann eigentlich man selber, das höhere Selbst jedes Einzelnen.
Beim Kriya Yoga, im Endeffekt, ist es natürlich dasselbe. Aber beim Kriya Yoga heißt es erst einmal: Da ist der Gott – und der macht sogar 50 % dessen, was wir als aus eigener Kraft uns zurechnen bei Yogani.
Gott – also natürlich jetzt auch nicht als der Mann mit Bart –, sondern diese göttliche Kraft, die jeder in sich hat und die jeden auf den Weg zurück zur Einheit irgendwie drängt.
Dazu jetzt kurz noch als Apropos: In der SRF gibt es ja diese (Audio-)Aufnahme von Yogananda, wo er das Gedicht von Francis Thompson (1890) aus dem 19. Jahrhundert rezitiert – „The Hound of Heaven“. Dazu habe ich schon einmal ein YouTube Video gemacht, link unten. Hier die erste Strophe davon:
The Hound Of Heaven
By Francis Thompson (1890)
I fled Him, down the nights and down the days;
I fled Him, down the arches of the years;
I fled Him, down the labyrinthine ways
Of my own mind; and in the mist of tears
I hid from Him, and under running laughter.
Up vistaed hopes I sped;
And shot, precipitated,
Adown Titanic glooms of chasmèd fears,
From those strong Feet that followed, followed after.
But with unhurrying chase,
And unperturbèd pace,
Deliberate speed, majestic instancy,
They beat—and a Voice beat
More instant than the Feet—
‘All things betray thee, who betrayest Me.’:
Die Aussage davon ist, dass Gott uns verfolgt, uns dorthin, also hinjagt im Grunde – zu ihm zurück.
Das ist gut in diesem Gedicht ausgedrückt und Yogananda rezitiert das sehr gut. In diesem Sinne wird auch Gott verstanden – also diese Kraft in uns. Sie wird auch manchmal Zentralsonnenmagnet genannt, die uns zu ihm zieht.
Also das ist nicht das, was das äußere Selbst ist, sondern das ist das innere Selbst – also das Göttliche in uns, das uns da zurück zur Einheit, zur Quelle zieht oder drängt.
Und das wird bei Yogananda eben dem Göttlichen – also dem, was erst mal getrennt von uns ist, denn in unserem äußeren Bewusstsein sind wir natürlich noch getrennt von Gott – zugeschrieben.
Und bei Yogani ist es natürlich dieselbe Kraft, die jemanden veranlasst, da diese Techniken auszuführen.
Der nimmt sie aber nicht so wahr und streitet das vielleicht ab, sagt: das gibt es nicht, das ist irgendwas anderes, ich bin es oder ich mache das – womit man sich möglicherweise auch etwas dieser Kraft benimmt.
Denn dieses Konstrukt „Gott“ – oder wie man das immer nennt – das ist ja auch nur ein Hilfsmittel, ein psychologisches Hilfsmittel, um sich dieser Kraft möglichst effektiv bedienen zu können.
Also noch einmal: Bei der SRF heißt es, 50 % macht bzw. ist die Gnade Gottes – wenn man das vielleicht christlich besser verstehen will – die Gnade Gottes, das ist etwas, ein Geschenk aus der höheren Welt, die uns unterstützt.
Dann 25 % ist die Arbeit des Gurus und nur 25 % ist das, was wir selbst leisten.
Also: So viel wir uns anstrengen, es kann nur 25 % von den 100 % sein, die wir selbst leisten. Das andere kommt entweder vom Guru, vom spirituellen Lehrer oder von Gott selbst oder von unserem Ursprung, der uns zu sich zurückzieht.
Und bei Yogani geht man halt davon aus: Der Guru ist in dir – in dir ist also der Guru. Und „Guru“ – damit kann man ja auch Gott meinen. Also man zieht alles aus sich selbst.
Im Grunde ist es natürlich ein und dasselbe, aber auf verschiedenen Entwicklungsstufen des Bewusstseins und der Spiritualität sieht man das als etwas anderes an.
Deswegen ist die Herangehensweise von Yogani vor allen Dingen für diese gut geeignet, die bei Gurus oder Gott ein mulmiges Gefühl bekommen und diese „hands on“ – also die praktische Herangehensweise – ohne viel Tam-Tam und ohne viel geistige Welt und geistige Wesen bevorzugen.
Diese Herangehensweise von Yogani, wo es um das Praktizieren selbst geht, das ist sicher für viele in unserer Zeit etwas sehr Brauchbares, etwas sehr Nützliches. Und deswegen hat das seinen Platz.
Und andererseits das, was Yogananda, die SRF und die verschiedenen Kriya Yoga Traditionen bieten, das hat natürlich auch seinen Platz.
Man kann da gerne ein bisschen wechseln, falls man die spirituelle Freiheit hat, das zu tun. Die wird man definitiv mit der Zeit mit dem Praktizieren des Kriya Yoga auch bekommen.
So ist auch wieder ein gemeinsamer Gesichtspunkt da, dass sie im Grunde das Eine vermitteln – was aber anders dargestellt wird und von anderen Personen, von anderen Personenkreisen so aufgenommen und praktiziert wird.
Jetzt habe ich schon sehr viel gesagt zu den Gemeinsamkeiten, Unterschieden. Kriya Yoga ist etwas sehr Praktisches, eine sehr praxisorientierte Herangehensweise – genauso wie die Fortgeschrittenen Yoga Übungen.
Sicher könnte man noch einige andere Sachen herausstellen. Das ist das, was ich zu diesem Thema heute sagen wollte.
Und verabschiede mich: Namaste. Alles Gute!
Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder mal hereinhört, den Kanal abonniert, ein Like da lasst, kommentiert und vielleicht Wünsche äußert, über was ich noch sprechen könnte.
Dann sehen wir uns hoffentlich wieder. Namaste!
Der heutige Song „Ich bin ein Mönch“ beruht wieder auf einem Gedichtanfang, der mir vor vielen Jahren in den Sinn gekommen ist, konkret wohl 1993. Mit KI habe ich das Gedicht erweitert und dann mit Musik verfeinert. Ich fand 13 Versionen wert der Verbreitung und biete diese in den nächsten 13 Podcastfolgen an. Es beginnt mit der Version mit Harfe:
Ich bin ein Mönch
Ich bin ein Mönch in einem Orden,
Der mich allein zum Bruder hat.
Durch Raum und Zeit, durch Leid und Sorgen,
Führt mich mein Pfad, still und apart.
Die Welt, sie lockt mit Glanz und Streben,
Mit flüchtigem Traum und leerem Sein.
Doch jedes Tun, jedes Erleben
Soll nur ein leiser Wecker sein.
Denn jenseits dessen, was wir fassen,
Strahlt golden hell die wahre Macht.
Die Quelle ruft uns heim ins Lassen,
Dort schwindet Trennung, Tag und Nacht.
Die große Sonne will uns leiten,
Ihr Licht ist Urgrund, Herz und Ziel.
Wir irren fort durch dunkle Zeiten,
Doch ihre Strahlen rufen still.
So geh ich weiter, leise schreitend,
Durch Schatten, Licht und Erdenleid.
Die Sehnsucht führt mich heimwärts gleitend,
Zur Sonne tief in Ewigkeit.